Nutzerdaten auswerten
Erfahrungen aus der Praxis

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Projekt-Teams tun sich schwer damit, Nutzerdaten auszuwerten. Warum? Wir haben vier wiederkehrende Herausforderungen aus der Projektarbeit gesammelt und erfahrene Praktikerinnen und Praktiker gebeten, hierzu Stellung zu nehmen:

 

„Ich weiß nicht, wie wir die Interviews dokumentieren sollen. Was ist zu wenig, was ist zu viel?“

Lakshman Pachineela Seshadri kann die Bedenken der Teams verstehen. Er rät Teams dazu, sich die wichtigen Erkenntnisse aus den Interviews gegenseitig zu erzählen. Was davon für alle Teammitglieder interessant wirkt, wird mitgeschrieben.

Das sogenannte Storytelling ist eine effektive Art und Weise, Daten auszuwählen und zu dokumentieren. Allerdings ☝️ "Das Storytelling muss unmittelbar nach den Interviews passieren, sonst gehen wichtige Details verloren" so Lakshman.

 

„Was ich in den Interviews inspirierend fand, empfand meine Kollegin eher als trivial. Wie kann ich objektiv bestimmen, was relevant ist?“

Die kurze Antwort: Du kannst es nicht 🤷‍♀️ Qualitative Nutzerdaten sind dazu gesammelt worden, um das Team zu inspirieren und in neuen Möglichkeiten zu denken. Bist du allein inspiriert, dann ist das zu wenig.

Dr. Judith Mühlenhoff legt in ihren Projekten Wert darauf, dass die Teams ihre Daten gemeinsam codieren. Das sogenannte freie Codieren bedeutet, das die Teams einzelne Daten und Beobachtungen in einen Sinnzusammenhang stellen, z.B. „Aussagen, die zeigen, wie Medienkonsum als Stimmungsverstärker funktioniert.“ So können einzelne Teammitglieder sehr effektiv anhand des Zusammenhangs erläutern, warum sie bestimmte Aussagen und Beobachtungen für inspirierend und relevant erachten.

 

„Wir haben immer nach einer Anleitung für die Auswertung gesucht. Einem Schritt-für-Schritt-Vorgehen. Das hätte uns geholfen.“

 

Dr. Moritz Gekeler kann den Wunsch nach einer klaren Abfolge von Schritten nachvollziehen. Er weiß aber aus eigener Erfahrung: Innovative Ergebnisse setzen immer auch eine angepasste Herangehensweise des Teams voraus. Wer auf vorgegebene Anleitungen setzt, kann auch nur vorgegebene Ziele erreichen 👀

Anstatt auf Anleitungen zu setzen, spielen Praktikerinnen und Praktiker mit ihren Daten: Sie ordnen ihre Daten in unterschiedlichen Weisen zueinander an. Besonders effektiv funktioniert das auf digitalen Whiteboards.

  • Zeigt sich, dass vielversprechende Daten eine inhaltliche Nähe zueinander haben? Moritz bildet an Cluster, mit denen sich ähnliche Daten schnell zusammenrücken.
  • In anderen Fällen skizziert Judith oft für sich eine 2x2 Matrix, wenn ihre Intuition ihr sagt, dass manche Daten zusammengehören, aber unterschiedliche Intensitäten abbilden.
  • Daten, die auf eine zeitliche Abfolge hindeuten, lassen sich auf einer Zeitachse eintragen, konkreter auch in Frameworks wie User Journeys und Service Blueprints.

 

„Wir haben das Gefühl, das unsere Nutzerinnen und Nutzer gar keine Probleme haben. Was nun?“

Nutzerinnen und Nutzer stehen selten vor einem Problem und bleiben wie paralysiert stehen. Sie tun etwas. Auch wenn ihr Verhalten nicht optimal ist. Von daher ist es sinnvoll, nicht nur nach den Problemen zu suchen, sondern sich das Verhalten der Nutzerinnen und Nutzer genau anzuschauen und daraus Schlüsse zu ziehen.

Dr. Rael Futerman nutzt die Activity Theory als Framework dafür, wie Nutzerinnen und Nutzer in bestimmten Situationen agieren. Welche Tools sie nutzen. Und welche Ziele sie verfolgen. Oft entdecken Rael und sein Teams neue Design Opportunities, wenn sie erkennen wie einzelne Menschen bereits für sich provisorische Lösungen gefunden haben, die aber den meisten anderen Menschen noch verborgen sind.

 

 

Frameworks werden immer wieder auf neue Situationen und neue Projekte angepasst. Für die Anpassung braucht es hellwache Teams, die Spaß daran haben, sich auf immer wieder intuitiv auf Daten einzulassen. Die nicht warten, sondern die aktiv werden. Jede Auseinandersetzung mit den Daten kann dabei helfen, Inspiration für das weitere Vorgehen zu finden.

In unserer Class Nutzerdaten auswerten zeigen wir, wie Teams mit den Frameworks des Storytelling, des Nugget Frames und des Point of Views ihren intuitiven Fähigkeiten Raum geben können – und so zu neuen Inspirationen zu gelangen 🙌

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